Der Turnverein Herrieden - Teil 2

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15.01.1911

In der ordentlichen Jahreshauptversammlung zu der neben der Vereinsvorstandschaft 19 Vereinsmitglieder erschienen sind, wurde das Vereinsvermögen mit 676,04 Mark angegeben. Im Vergleich zur Hauptversammlung vom 06.03.1910 gab es lediglich bei der Position des 1. Säckelwarts eine Veränderung. Dieses Amt übt nunmehr der appr. Bader Xaver Schweigert aus. Auch Vereinslokal und Vereinsdiener werden unverändert beibehalten.

Anlässlich des 5-jährigen Vereinsbestehens wird die Abhaltung eines Gartenfestes im Mai/Juni 1911 beschlossen.

 

11.10.1911 – Erlass einer Turnordnung

Durch den Wegzug des 2. Turnwarts Ludwig Raab und die Amtsniederlegung des 2. Vorstands Josef Brunhuber war die Abhaltung einer ausserordentlichen Generalversammlung notwendig. 22 stimmberechtigte Mitglieder waren anwesend.

Zum 2. Vorstand wurde der bisherige 1. Turnwart Alois Zweyrohn gewählt. Der Sattler Kaspar Ritzer übernahm das Amt des 1. Turnwarts und der Zigarrenmacher August Distler wurde 2. Turnwart. Durch Zuruf wurde der Schlosser Heinrich Hausmann zum Kneipwart bestimmt.

Eine Entschließung des Kgl. Bay. Staatsministeriums des Innern für Kirche und Schulangelegenheiten und der hierzu ergangenen Entschließung der Regierung von Mittelfranken erfordern eine Änderung der bestehenden Turnordnung:

In Anwendung der o.a. Entschließungen werden die Turnstunden für Zöglinge künftig montags und mittwochs abends von 7-8 Uhr abgehalten, im Winter an den gleichen Tagen jeweils von 8-9 Uhr.

Für die aktiven Turner wird der Montag als Kürturnabend, der Mittwoch und Freitag zum Pflichtturnabend bestimmt.

 

03.03.1912

32 Stimmberechtigte Mitglieder nahmen an der Hauptversammlung teil. Die Neuwahlen bringen folgendes Ergebnis:

 

Erster Vorstand:                                     Josef Limbacher, Ziegeleibesitzer

Zweiter Vorstand:                                  Michael Endres, Gerichtsdiener

Erster Säckelwart:                                  Xaver Schweigert, appr. Bader

Zweiter Säckelwart:                               Josef Flurer, Schneider

Erster Turnwart:                                    Kaspar Ritzer, Sattler

Zweiter Turnwart:                                 Heinrich Hausmann, Schlosser

Kneipwart:                                               Mader, Oekonomensohn

Revisoren:                                               Michael Trischel

                                                                    Karl Leikard.

 

Das Amt des Vereinsdieners übt unverändert Josef Flurer aus.

Der Kaufmann Kopf beantragt die Vorstandschaft künftig auf mehrere Jahre zu wählen. Bei der nächsten Hauptversammlung soll evtl. eine entsprechende Änderung der Vereinsstatuten erfolgen.

 Seitens des 1. Turnwarts wurde die Anregung gebracht, es möchten sich mehrere Vereinsmitglieder an dem vom Turngau Ansbach am 25. Mai auf dem Hesselberg veranstalteten Kriegsspiel beteiligen, wozu sich sofort mehrere Herren bereit erklärten. Aus der Chronik ist allerdings nicht zu entnehmen, wie dieses „Spiel“ gestaltet wurde.

Das Gründungsmitglied Alois Zweyrohn scheidet infolge Versetzung nach Karlstadt aus dem Verein aus.

 

20.03.1912 – Ahndung von Turnversäumnissen

In einer ausserordentlichen Jahreshauptversammlung sollten Maßnahmen ergriffen werden, um einen besseren Besuch der Turnstunden zu erreichen. Die Einführung eines Turnzwangs wurde erwogen. Nach eingehender Diskussion fassten die anwesenden 18 Mitglieder folgenden Beschluss:

 „Wer im Monat nicht mindestens vier Turnstunden besucht, soll im ersten Monat mit einer Ordnungs- strafe von 20 Mark, im zweiten Monat mit einer solchen von 40 Mark belegt werden. Werden diese Strafen nicht bezahlt und steht auch im dritten Monat eine beharrliche Weigerung bevor, so soll die Ausschließung eines solchen Mitglieds stattfinden. Eine Ausnahme von diesem Beschluss bilden nur wichtige Hinderungsgründe. Der Beschluss ist bis zum 01.10.1912 wirksam“.

 

19.01.1913

In der Generalversammlung  werden die Vereinsstatuten wie folgt geändert:

„Die Wahl der Vorstandschaft erfolgt in der anfangs des Jahres stattfindenden Hauptversammlung, jedoch ist Wahl des 1. und 2. Vorstands, sowie des 1. und 2. Säckelwarts gültig auf die Dauer von drei Jahren“.

Die Vorstände und Säckelwarte werden im Amt bestätigt. 1. Turnwart wurde Heinrich Hausmann, 2. Turnwart wurde August Distler.

Der Verein zählt zum Jahresende 25 aktive, 59 passive Mitglieder und 5 Zöglinge.

 

07.04.1913

Weil der bisherige 1. Turnwart sein Amt niedergelegt hat, war die Abhaltung einer ausserordentlichen Aktivenversammlung zur Neuwahl des 1. Turnwarts erforderlich. Nachfolger des bisherigen 1. Turnwarts Heinrich Hausmann wurde der 2. Turnwart August Distler. Zum 2. Turnwart wurde Michael Degenbach gewählt.

 

07.05.1913

Der vor vier Wochen gewählte 1. Turnwart August Distler hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Gründe hierfür sind in der Chronik nicht ersichtlich. In einer erneuten ausserordentlichen Aktivenversammlung wurde Michael Degenbach zum 1. Turnwart gewählt. Zum 2. Turnwart wählte man Karl Reif. Als Kneipwart wurde Josef Ritzer bestellt.

 

25.01.1914

Dem Protokoll der Generalversammlung ist zu entnehmen, dass dem Verein 27 aktive Mitglieder, 59 passive Mitglieder, 10 Zöglinge und 2 Ehrenmitglieder angehören. Neu zu wählen waren der 1. und 2. Turnwart, Michael Degenbach und Karl Reif wurden in ihren Ämtern bestätigt. Auch bei den Positionen des Kneipwarts, der Revisoren, des Vereinsdieners und des „Herbergsvaters“ (=Vereinswirt) gab es keine Veränderungen.

Die Verbindlichkeiten des Vereins gegenüber dem 1. Vorstand Josef Limbacher wurden in der Versammlung noch mit 50 Mark angegeben.

 

07.03.1915 – Der Verein während des 1. Weltkriegs

17 Mitglieder haben an der Generalversammlung teilgenommen. Der Versammlungsleiter Michael Endres gab bekannt, dass sich gegenwärtig 14 aktive und 24 passive Mitglieder „im Felde“ befinden. In der Chronik wird weiter berichtet, dass von den „aktiven Mitgliedern bisher leider drei Mitglieder den Heldentod auf dem Schlachtfeld erlitten und zwar die Herren Josef Schmidt, Hans Ritzer und Max Behringer. Von den passiven Mitgliedern ereilte das gleiche Schicksal die Herren Karl Wieder (verheirateter Zigarrenmacher) und Franz Seitzinger (lediger Bräubursche).

Die Kriegszeit brachte Umbesetzungen in der Vorstandschaft mit sich. Kassier Schweigert wurde zur Fahne einberufen. Die Kasse wurde nach erfolgter Prüfung deshalb an das Vereinsmitglied Alois Maag übergeben. 1. Turnwart wurde Josef Ritzer, die Aufgaben des Kneipwarts übernahm Josef Rupp, Ferdinand Stieglmeier wurde 2. Turnwart.

 

11.12.1918

Die Chronik berichtet erst Jahre später über Vereinszusammenkünfte. Als Folge des Kriegszustandes kam das Vereinsleben nahezu zum Erliegen. Am 11.12.1918 hat man eine ausserordentliche Aktivenversammlung einberufen, um das Vereinsleben wieder zu aktivieren. Nach dem der bisher aushilfs-weise als Kassier tätige Alois Maag ebenfalls einrücken musste, hat man die Kassengeschäfte dem Mitglied Heinrich Hausmann übertragen.

Es wurde weiter bestimmt, dass sich die Mitglieder Theo Nägelein und Ferdinand Stieglmeier in den Aufgaben des Turnwarts gegenseitig ablösen. Obwohl die Kneipkasse gegenwärtig „leer“ war, hat man Emil Pfahler zum Kneipwart bestellt. Nach dem der bisherige Vereinsdiener Josef Flurer ver- storben ist, erklärt sich Josef Ritzer bereit die Aufgaben des Vereinsdieners durch geeignete Persönlichkeiten ausführen zu lassen.

 

18.01.1919 – Gedenken an die Kriegstoten

Erster Vorsitzender Limbacher eröffnete die Jahreshauptversammlung mit einem Rückblick auf die Vereinstätigkeit während des Ersten Weltkriegs. Dem Verein gehören derzeit 25 aktive und 55 passive

Mitglieder, sowie 25 Zöglinge an. 51 Vereinsmitglieder waren zum Kriegsdienst einberufen. 10 Vereinsmitglieder haben den Heldentod für das Vaterland erlitten:

 

Schmidt Josef, Schmiedegehilfe

Behringer Max, Schuhmachermeisterssohn

Wieder Karl, Zigarrenmacher

Seitzinger Franz, Bräugehilfe

Raab Ludwig, Zimmermeister

Ritzer Hans, Magistratskanzlist

Kiefer Otto, Schreinermeister

SeldmeierThomas, Büttnergehilfe

Degenbach Michael, Zigarrenmacher

Drechsler Ludwig, Schreinermeister.

 

In der Generalversammlung wurde auch des verstorbenen Ehrenmitglieds Rentamtmann a.D. Kempf gedacht, der dem Verein durch letztwillige Verfügung 500 Mark vermacht hat.

 

 

In den Jahren 1916-1918 ruhte jede Vereinstätigkeit. In dieser Zeit wurden auch keine Vereinsbeiträge erhoben. Das vorhandene Vereinsvermögen wird mit einem Inventarwert von 1.718,59 Mark angegeben.

 

 

Durch Zuruf wurden August Distler und Hermann Brenner als Kassenrevisoren bestellt, während Mitglied Pfahler zum Kneipwart gewählt wurde.

Die Funktionen des 1. bzw. 2. Turnwarts werden von Theo Nägelein, Seiler und Josef Fischer wahrgenommen. Die Turnwarte Nägelein und Fischer wurden ermächtigt zur Aktivierung des Turnbetriebs zwei Vorturner zu bestimmen.

Als Vereinsdiener haben sich Andreas Störzer und Fritz Wolf gemeldet. Da jedoch genaue Lohnansprüche noch nicht fixiert waren, wurde in der Jahreshauptversammlung insoweit noch keine Personalentscheidung getroffen.

Das Vereinsleben beginnt sich wieder zu normalisieren. Dies wird dadurch bestätigt, dass man die Durchführung einer Faschingsunterhaltung beschließt.

Die Problematik eines neuen Turnplatzes wurde angesprochen. Die Versammlung kommt zu dem Ergebnis, dass dieser Frage im Frühjahr nähergetreten werden soll.